‘‘Die meisten und schwersten Sorgen werden ja nicht gedacht, kommen nicht zum Bewusstsein,
aber da sind sie, aber im Traum, zuweilen auch im Wachen, stürmen sie plötzlich hervor; da gibt
es dann Herzklopfen, jagende Pulse, Ermattung und Todesangst. Und bei erregbaren Gemütern,
die der Sorge überhaupt zugänglich sind, kommt es auch am ehesten zu Gasansammlungen in
Magen und Darm, die dann ihrerseits auf Herz und Kreislauf drücken.‘‘
‘‘Ja, wer die Angst den Menschen nehmen könnte und das kleinliche Sorgen, der wäre ein rechter Arzt.
Zahllos sind die Menschen, die schon beim Erwachen die Peitsche der Hast hinter sich fühlen, die Sorge,
nicht fertig zu werden, die Pein des Selbstmisstrauens und das Gefühl, gehetzt zu sein. Tue ein jeder das
Seine, diesem Elend abzuhelfen, es ist so leicht da zu helfen, mit einem ruhigen Wort, einem geduldigen
Anhören, einem einfachen Halten der Hand.‘‘

Dr. med. Georg Groddeck - NASAMECU, Der gesunde und der kranke Mensch,
Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1913   p.160