"Er will es erklimmen, aber auf halbem Wege sinkt er ermattet hin.
Er kämpft mit dem furchtbaren Genius (der Natur), aber nur mit dem
irdischen, nicht mit unesterblichen Waffen.Dieser Schwäche sich bewusst,
entzieht er sich lieber einem Anblick, der ihn niederschlägt, und sucht Hilfe
bei der Trösterin aller Schwachen, der REGEL. Kann er sich selbst nicht
aufrichten zu dem Grossen der Natur, so muss die Natur zu seiner kleinen
Fassungskraft herunter steigen. Ihre kühnen Formen muss sie mit künstlichen
vertauschen, die ihr fremd, aber seinem verzärtelten Sinne Bedürfnis sind.
Ihren Willen muss sie seinem eisernen Joch unterziehen und in die Fesseln
mathematischer regelmässigkeit sich schmiegen. So entsteht der ehemalige
französische Geschmack in Gärten....Ihr (die Natur) gesetzter ruhiger Ernst
verträgt sich wenig mit diesen schnellen und leichtsinnigen Übergängen,
mit welchen man sie in dem neuen Gartengeschmack von einer Dekoration zur
andern hinüber hüpfen lässt."

Friedrich Schiller 'Von der ästhetischen Grössenschätzung'
Tempel-Klassiker Bd .4   p.193 f