12. September 1848,
nach langem Ringen tritt die Verfassung der Eidgenossenschaft in Kraft.

Anregung zu sinnvollem Ringen, nicht weil wir einander Feind sind,
aber weil wir als unterschiedliche Träger der Gegenwart gemeinsam
Verantwortung für das Gedeihen unserer demokratischen Kultur übernehmen.
Und weil wir unterschiedliche Erfahrungen und Betrachtungsweisen als
Rohmaterial für die lebendige Gestaltung unserer Genossenschaft benutzen.
Dabei ist umfassend zu bedenken, dass der Mensch nicht über der Natur steht,
sondern in ihr, als mitwirkender Anteil, – als Gast auf diesem Planeten!

Nicht als Feinde sollen wir uns gegenübertreten, sondern als Begegnende;
nicht als Vollendete, sondern als Werdende.
Dabei ist zu bedenken, dass Erfahrungsaustausch wichtiger als Belehrung ist.

Da unser heutiges Bundeshaus in der Struktur seiner Hauptfassade einen
klassischen Tempel darstellt, will ich hier den Leitsatz am Eingang zum
Tempel des Apollo erinnern:       Erkenne dich selbst!
Das ist die Aufforderung, den Weg zur Selbsterkenntnis zu beschreiten, um schliesslich
die Bedeutung des Menschen und seiner Kultur innerhalb der Natur, als deren Teil,
wahrzunehmen und zu gestalten.

Ich wünsche unserer Genossenschaft, dass wir den Weg zu einer
wirklich Humanistischen Demokratie finden.